Mein Leben im Paradies

Ein Film von Ralf Breier und Claudia Kuhland

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Er will eine bessere Welt aufbauen – ausgerechnet auf einer städtischen Baubrache mitten in Köln. Seit sieben Jahren lebt Rolf Tepel (57) ohne fließend Wasser und ohne Strom auf dem 3600 Quadratmeter großen Gelände. Er will mit vielen anderen einen Ort für mehr Miteinander und weniger Konsum aufbauen und nennt ihn „Das Paradies“.

Rolf Tepel stammt aus einer gutbürgerlichen katholischen Familie. Jetzt nennt er sich Ketan und versteht sich als Künstler und Lebenskünstler. Seit er sich vor über dreißig Jahren aus dem bürgerlichen Leben verabschiedet hat, schlägt er sich durch: ohne Krankenversicherung, ohne geregelte Arbeit. Ketan lebt vorwiegend von Spenden und Geschenken - staatliche Sozialleistungen sind für ihn Gift. Mit seinen idealistischen Plänen lockt er die unterschiedlichsten Menschen an – vom großzügigen Kunstmäzen, der ihn unterstützt, über die Aussteigerin aus der Computerwelt, die nach einem neuen Lebensentwurf sucht, bis hin zum drogenabhängigen Obdachlosen, der einfach nur unterkriechen will.

Ketans Leben gleicht einer Achterbahnfahrt. Er träumt nicht nur von einem besseren Leben wie so viele, er möchte es auch umsetzen. Baut aus Wagen und Holzkonstruktionen ein kleines Dorf. Sucht Gefährten, die mit anpacken. Und findet allzu oft nur Menschen, die kostenlos bei ihm wohnen wollen, die ihn ausnutzen. Faule Aussteiger lehnt er ab. Miteinander reden und arbeiten möchte er, Kunst schaffen und einen Ort des Miteinanders. „Das Paradies“ auf Erden – eine Illusion?

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Seine 80 jährige Mutter schüttelt oft den Kopf über ihren Sohn. In seinem chaotischen „Paradies“ wollte sie nicht leben. Aber sie hält zu ihm, auch in schweren Zeiten. Seine beiden erwachsenen Söhne unterstützen ihn, so gut sie können, obwohl sie ihn früher als Kinder oft vermisst hatten, als er im Zirkuswagen durch die Welt zog. Sie haben sich für ein bürgerliches Leben entschieden. Aber sie schätzen ihren Vater und haben Respekt vor seinem Engagement.

Was heißt es, den Traum von einer besseren Welt auf einer Industriebrache mitten in einer Großstadt zu leben? Welche Unterstützung, welche Hindernisse begegnen dem eigensinnigen Weltverbesserer bei seinem paradiesischen Versuch? Was sagen die Behörden? „Menschen Hautnah“ begleitet Ketan über zwei Jahre bei seinem „Leben im Paradies“.

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